
Rosmarienbaum
Ich hab die Nacht geträumet
MP3
Impression von Hans-Jürgen Hufeisen
Aus der Produktion Abendstern mit Impressionen zu 24 Abendliedern. Ursprünglich erschienen 1995 mit 12 Titeln, erneuerte und erweiterte Auflage 2018 und 2022. | Blockflöte: Hans-Jürgen Hufeisen | Weitere Instrumente mit seinem Musikensemble, nähre Infos: Album Abendstern
Quell
Text: August Zarnack: 1818 | 1820
Melodie: anonym vor 1775
Impression: Hans-Jürgen Hufeisen - aus der Produktion Friedensflöte 2002
Liedtext
Ich hab die Nacht geträumet
wohl einen schweren Traum,
es wuchs in meinem Garten
ein Roßmarienbaum.
Ein Kirchhof war der Garten
in Bumenbeet das Grab
und von dem grünen Baume
fiel Kron' und Blüte ab.
Die Blüten tät' ich sammeln
in einen goldnen Krug,
der fiel mir aus den Händen,
daß er in Stücken schlug.
Draus sah ich Perlen rinnen
und Tröpflein rosenroth,
was mag der Traum bedeuten,
ach Liebster, bist Du todt?
Anmerkung
Durch eine neue Veröffentlichung im Liederbuch Zupfgeigenhansl (1909) bekam das Lied eine große Popularität. Der Zupfgeigenhansl (oder kurz: Der Zupf) war in der Jugendbewegung das Liederbuch. «Zupf» steht für die Zupfgeige, eine volkstümliche Bezeichnung für Gitarre.
Gedanken
In der ersten Strophe ist die Rede von einem Rosmarienbaum, stehend in einem Garten. Die Pflanze Rosmarin gilt auch als Symbol der Liebe und Treue und des Gedenkens für geliebte Menschen. Der Rosmarienbaum erinnert mich an eine Flöte aus dem gleichen Holz. Die Töne, die ich einer Flöte entlocke, sind eigentlich mehr als eine augenblickliche Erfindung. Das Stück Flötenholz war zuvor ein Baum. Dieser Baum hat vieles erlebt. Wenn mir das bewusst ist und ich mit diesem Bewusstsein nun neue Töne aus dem Holz herausspiele, dann ist das wie ein neues Erwachen, ein neues Aufstehen, oder ganz anders gesagt: Musik erwacht immer wieder neu und hilft die Wunden in Perlen zu verwandeln. Hans-Jürgen Hufeisen
Impression
Meine Impression zu Ich hab die Nacht geträumet ist eine aufwühlende Träumerei und Tonmalerei, die sich in eine Verwandlung hineinspielt (Takte 36 bis 54). Die chromatische Linie in Takt 51 kommt nur einmal vor und sie ist für mich Symbol dafür, das 12 Perlen aufsteigen – hin zu mir. 2002 schrieb ich diese Fassung für die Produktion Friedensflöte, original für Gitarre und Blockflöte.